Verbandstag der bayerischen Innungsbäcker

Das bayerische Bäckerhandwerk traf sich am 2. und 3. April 2022 in Bad Füssing zum Verbandstag.

"Die Arbeit unserer Bäcker ist lebensnotwendig für uns alle. Aktuell sehen wir wieder, wie wichtig eine lokale Lebensmittelproduktion aus regionalen Rohstoffen ist. Genau dafür steht das Bäckereihandwerk und garantiert dadurch die Versorgung mit Nahrungsmitteln in höchster Qualität.“ Besser hätte der bayerische Wirtschafsminister Hubert Aiwanger es nicht auf den Punkt bringen können. Gerne war er der Einladung des Landes-Innungsverbandes für das bayerische Bäckerhandwerk nach Bad Füssing gefolgt. Als Ehren-Gastredner richtete er das Wort auf dem Verbandstag vom 2. bis 3. April 2022 an die bayerischen Bäcker.

Lösungsansätze
„Es ist deshalb wichtig, dass Deutschland die steigenden Preise für Energie in den Griff bekommt und den Landwirten erlaubt, Stilllegungsflächen mit Getreide oder Energie- und Eiweißpflanzen anzusäen“, führte er in seiner Rede weiter aus. „Die Bundesregierung lehnt das bisher ab, obwohl es die EU erlauben würde. Alleine in Bayern könnten dafür 20.000 Hektar ökologische Vorrangflächen genutzt werden, wodurch deutlich über 100.000 Tonnen Getreide erzeugt werden könnten.“ Kritisch blickte er bei diesem Thema nach Berlin. „Agrarminister Özdemir lehnt das aber ab. Bayerns Bäcker sind von den Kostensteigerungen besonders auch im Energiebereich stark betroffen und werden diese weitergeben müssen. Aus Berlin kommt für die Wirtschaft derzeit kaum Entlastung.“

Zeitenwende im Handwerk
Vor welchen Herausforderungen das bayerische Bäckerhandwerk steht, machte Landesinnungsmeister Heinrich Traublinger in seiner Rede klar. Das brachte schon der Titel seines Berichts zum Ausdruck: Zeitenwende im Handwerk – vor und nach Corona! Traublinger griff die Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz auf, der am 24. Februar genau mit diesem Begriff deutlich machte, dass sich in Deutschland vieles ändern wird. Zunächst blickte der Landesinnungsmeister auf zwei Jahre Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen zurück. Dabei sah er einige politische Entscheidungen als praxisfremd an. „Hätte die Politik uns in manche Entscheidungsfindungen eingebunden, wäre ihr ganz sicher sehr viel Arbeit und auch Ärger erspart geblieben.“ Dass viele Probleme doch gut gelöst werden konnte, führte Heinrich Traublinger auf die guten Beziehungen zum bayerischen Wirtschaftsministerium zurück. „Ganz besonders freue ich mich deshalb, heute unseren Ehrengast Hubert Aiwanger begrüßen zu dürfen“, so Traublinger.

Der Ukraine-Krieg
Die ernsten Themen in Traublinger Rede waren damit noch nicht am Ende. „Seit über fünf Wochen tobt nun bereits im Herzen unseres zivilisierten Europas ein bis dahin undenkbar gewordener Krieg“, lenkte er den Blick auf die Ukraine und machte seine Betroffenheit deutlich. Umso mehr lobte er die Solidarität und die Hilfsmaßnahmen der Bäcker, die auf vielfältige Weise spendeten. Gleichzeitig wies er auf die großen Probleme hin, die dieser Krieg mit Rohstoffknappheit, Energiemangel und explodieren Kosten mit sich bringen wird. Inzwischen käme auch die Bäko nicht umhin, Rohstoffkäufe zu rationieren.

Heinrich Traublinger bezog sich in seiner Rede auch auf Themen, die speziell das Bäckerhandwerk betreffen und stellte dem bayerischen Wirtschaftsminister eine Liste vor, bei der er sich Lösungen wünscht. Darin enthalten waren unter anderem der Zugang zur Weiterbildung zum Meister durch wirtschaftliche Förderung seitens des Landes, die Mindestlohndebatte, die geplanten Reduktionsziele von Zucker, Salz und Fett auf Kosten der Backwarenqualität, Bagatellgrenzen bei der Bonpflicht oder die Hürden überflüssiger Bürokratie.
Resümierend stellt der Landesinnungsmeister fest, wie stabil das Bäckerhandwerk sich behauptet. „Trotz aller Krisen, Kriege und Energiepreise werden wir Bäcker auch diese Zeitenwende überstehen und mitgestalten. Gemeinsam sind wir stark, in den Innungen, dem Landes-Innungsverband und im Zentralverband.“

Turnusmäßig fanden die Vorstands- und Ausschusswahlen statt. Landesinnungsmeister Heinrich Traublinger wurde im Amt bestätigt. Zu den stellvertretenden Landesinnungsmeistern wurden (ohne Rangfolge) Harald Friedrich (Straßdorf, Oberfranken) und Günter Wagner (Ruhstorf, Niederbayern) gewählt. Fünf weitere Mitglieder besetzen den Vorstand: Georg Brücklmaier (München, Oberbayern) und Peter Mück (Augsburg, Schwaben) sowie neu Ullrich Amthor (Waltershausen, Unterfranken), Christian Glaab (Schwandorf, Oberpfalz) und Karl Gräf (Seukendorf, Mittelfranken).

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